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Meine ersten Gehversuche mit Mikrocontrollern begannen etwa 1999, als ich mit meinem Vater bei einem mittelständischen Elektronikbetrieb in Schwabach zu Besuch war. Sein Besuch war geschäftlicher Natur, meiner interessehalber.
 
Die Komplexität der Schaltungen, die Verworrenheit der Versuchsaufbauten, die damaligen Werkzeuge wie Debugger und Simulatoren (die damals den halben Schreibtisch beansprucht haben) - das alles hat mich umgehauen. Was muss ich machen, damit auf einem LC-Display was draufsteht? Wofür sind die ganzen Anschlüsse an dem Ding?
 
Bei der Firma riet man mir, doch einfach mal mit einer blinkenden LED anzufangen. Na wow. Nichterwähnend, dass man dafür Controller braucht, geschweige denn, welche, verlies ich die Firma mit meinem Vater wieder und wälzte zuhause viele Kataloge der üblichen Elektronikhändler.
 
Die Erkenntnis: Aha, es gibt Pins und Ports, RAM, Timer sind drin, ne Taktfrequenz usw. Also, einfach das dickste Schlachtschiff bestellen, das der Geldbeutel hergibt und gleich Datenblatt runterladen (wir hatten den wohl ersten Internetanschluss in der Straße und ein Modem mit 33,6k). Die Wahl fiel damals auf den „80C515“ mit 12MHz, der nach einigen Versuchen auf Rasterplatinen endlich mal den Quarz anschwingen lies (10MHz Hameg-Oszi von Papi). Ein Buch hatte ich mir gleich mitbesorgt (Mikroprozessortechnik von Müller/Walz). Da war nämlich neben einem Schaltbild auch gleich eine CD mit einer Entwicklungsumgebung drin.
 
C konnte ich noch nicht programmieren und Assembler war irgendwie komisch. Mit Basic wird man aber eher belächelt und es hat ja niemand gesagt, dass es leicht werden würde. Nachdem die meisten Beispiele im Datenblatt und im Buch in Assembler waren... Ich programmierte also eine blinkende LED in Assembler. Und nach ein wenig Übung auch das LCD.
 
Einen EPROM-Programmer habe ich über einen Bekannten aus der Realschule für einen Kasten Bier abgestaubt. Und zwar sprichwörtlich: Sein Vater hatte in der Firma so ein Ding rumstehen, das wohl weg sollte. Mit Mutti also hinfahren, Kasten raus, Programmer rein, weg. Ähnlich unkompliziert wie die ISA-Interfacekarte des Programmers in den alten 368DX-40 reinbauen, 5,25“-Disketten ins Laufwerk und unter DOS durch die Oberfläche tasten. Und damit deutlich weniger nervig und zeitaufwändig, als die EPROMs nach jedem falschen Programm 15 Minuten unter der UV-Lampe zu löschen. Ca. 10 EPROMs hatte ich irgendwo ausgeschlachtet.
 
Und so lernt man mit der Zeit vieles dazu. Auch die Werkzeuge haben sich geändert: Der Uralt-Programmer lebt zwar noch, wurde aber durch ein Galep-4 und einen EPROM-Simulator aus der „Elektor“ ersetzt. Heute rennt der MSP430 an der JTAG-Schnittstelle. Und ein moderneres Oszilloskop mit Logic Analyzer gibts auch.
 
 
Freitag, 9. April 1999
Wie alles begann